Sonntag, 1. Juni 2008

Fachverlage im Internet ....

Zwei Tage Kongress der deutschen Fachpresse im schönen Kurhaus in Wiesbaden - zwei Welten in der Sichtweise des Internets für die beteiligten Verlage.

1. Die Vortragenden waren sich einig. Ob es Frau Prof. Meckel aus St. Gallen im Einleitungsvortrag oder einer der zahlreichen Verlagsvertreter auf dem Podium waren: Das Internet verändert die traditionellen Medien, alles wird neu, alles wird anders und das ganz schnell. Eigentlich ist es schon passiert. Eigentlich ...
2. Doch eine andere Welt zeigt sich in den Gesprächen der anwesenden Verantwortlichen auf den Gängen zwischen den Vorträgen. Große Unsicherheit bestimmt die Diskussionen. Was ist unser Geschäftsmodell online? Kann man da Geld verdienen oder kostet es nur? Ist Print nicht sowieso besser als Online? Die konsequente Internetstrategie ist die große Ausnahme. Dass sie notwendig ist, ist allen klar.

Alle Verlage müssen damit leben, dass die weitgehend anonyme Masse an Lesern plötzlich zu einer großen Gruppe an individuellen Usern geworden ist. Die schreiben Kommentare. Schreiben ihren eigenen Blog. Machen von heute auf morgen ihre eigene Website zum Verlagsthema auf. Und ehe man sich versieht, hat eine komische Seite dreimal so viele Seitenabrufe wie die kompetente, nicht angreifbare Verlagsseite. Und das ohne ausgebildeten Redakteur. Und wenn man ehrlich ist: Die machen das sogar ganz gut. Spätestens seit Brockhaus vor der Dominanz von Wikipedia aufgegeben hat, ist es für alle Fachverlage erkennbar 5 nach 12.

Überzeugt hat mich der Kommentar eines Geschäftsführers, der die Kernkompetenz seines Verlages nicht in der Bereitstellung von Informationen, sondern in der tiefen Kenntnis seiner Zielgruppe (die hießen früher Leser) sieht. Daraus abgeleitet ergeben sich neue Geschäftsfelder für Verlage wie Beratung, Konferenzen und (natürlich) ein für sich stehender Internetauftritt. Ohne Kenntnis der Zielgruppe funktioniert keine Online-Community. Da muss ich wissen, wer warum wie wichtig ist und wie oft ich mit wem kommunizieren (chatten?) muss.

Gefragt ist nicht nur ein Abbild des bestehenden Magazins, sondern eine sinnvolle Kombination aus Content, Commerce und Community. Das ist und bleibt der Königsweg. Möglichkeiten für Commerce gibt es zahlreiche, die im Rahmen der Internetstrategie entwickelt werden müssen. Standard-Werbung und Paid Content sind die Basis, die in der richtigen Umsetzung in den meisten Fällen ausreichen, um online profitabel zu arbeiten. Wenn es professionell umgesetzt wird. Von Internetprofis, nicht von Printprofis. Mit personalisierter, multimedialer und performance-orientierter Werbung ist man als Verlag schon ganz gut dabei. Bei Rich Data Applikationen und Workflow Solutions hat man das führende Feld erreicht. Da müssen Sie hin! Und dann nur noch den Content mit Commerce und Community geschmeidig verknüpfen und der User ist begeistert. Auch der Werbekunde. Und dann auch Sie!

1 Kommentar:

Hans Kolpak hat gesagt…

Innovation ist machbar: Gute Ideen kommen gewaltig!

Auch Bücher und Zeitschriften von Fachverlagen enthalten Fotos. War von zehn Jahren noch das Geknipse von Fotoamateuren absolut tabu, weil sich nur mit den Werken gestandener Fotografenmeister arbeiten ließ, so haben sich durch die digitale Fotographie die Grenzen verwischt oder sind gar aufgeweicht.

Die Innovationen gingen hauptsächlich von semiprofessionellen Online-Agenturen aus, die unbelastet von Verpflichtungen aus vergangenen Tagen dicht an der technischen Entwicklung ihre Geschäftsmodelle weiterentwickeln können.

Software ist tatsächlich nicht in Stein gemeißelt und Hardware ist kein Gips. Eventuell am Objektiv läßt sich noch der Fotoamateur vom Fotoprofi unterscheiden. Eine hohe Anfangsblende kostet richtig viel Geld. Beide arbeiten mit den gleichen Gehäusen. Im Internet ist es nicht anders. Dort sind nicht nur Informatiker und Ingenieure zugange.

Zunehmend achten Fachverlage auch auf Preise, wenn die Qualität stimmt. Erstaunlich, daß passende Amateurfotos kleiner Onlineagenturen bereits für zweistellige Beträge lizensiert werden können.

Bei einer Kleinauflage für eine Kundenzeitschrift, die 15.000 Euro kostet, ist es schon von Bedeutung, ob das Titelfoto für 50 oder für 500 Euro eingekauft wurde.

Meine Frau ist Fotoamateurin und bei Ihrem Arbeitgeber verantwortlich für die Kundenzeitschrift. Daher habe ich ein wenig Einblick in beiden Welten.

Hans Kolpak
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